Treue Begleiter

Völlig reglos in Gold und Silber getaucht, mit Edelsteinen versehen, glänzend und anmutig erscheinen sie im Licht. Jede Faser und Struktur ihrer Körper wird deutlich. Man könnte meinen sie seien Zeichnungen der Renaissance entsprungen, welche mit wissenschaftlichem Interesse die Natur zu erkunden suchte.

Einen Platz in den Kunst- und Wunderkammern dieser Zeit hätten sie dank ihres Erscheinungsbildes sicher gehabt, beherbergten diese nicht nur Gemälde oder Skulpturen. Zum festen Bestandteil dieser Sammlungen zählten Objekte aus der Natur sowie aus Edelmetallen. Man war versucht die Welt, die darin vorkommenden Dinge, in wenigen Räumen zu präsentieren, einen Mikrokosmos im Makrokosmos zu schaffen.

Der Entstehungsprozess kommt diesem Interesse an Naturalien wie wissenschaftlichen Prozessen nahe. Die Tiere sind tote Fundstücke. Sie werden mit Leitlack überzogen und in ein Säurebad getaucht. Die darin gelösten Edelmetallpartikel haften mit Hilfe von Strom an den Körpern. Sie umhüllen jedes noch so kleine Detail. Dieser Galvanisierungsprozess ist jedes Mal aufs Neue ein Experiment, das Ergebnis nicht kalkulierbar. Nun werden Hohlformen der Insekten aus Silikon angefertigt, um diese daraufhin mit Wachs auszuspritzen. Die Vorlage der Schmuckstücke ist entstanden. Mit dieser Technik erreicht der Künstler ein hyperrealistisches Abbild der Natur. Alltägliche Konnotationen von Insekten wie ihre permanente Anwesenheit, die Abneigung ihnen gegenüber, scheinen im Schmuckstück ins Positive gekehrt zu sein. Die Feinheit der Körper wird durch den Glanz ästhetisiert. Gedanken an das beharrliche Verhalten können mit Treue konnotiert werden. Ihr Nutzen in der Natur zeigt, dass auch Kleines seinen Teil zum Großen beiträgt. Die Objekte erscheinen für mich dadurch fast magisch. Ein Stück Wunderkammer zum mitnehmen, ein treuer Begleiter des Alltags.

© Text: Ilka Jeggle